Fisselsarbeit oder von Schusterjungen und Hurenkindern

Anscheinend bin ich nicht intuitiv und wenn ich meine Fragen zur Blog-Erstellung im deutschen wordpress-Forum schon finde (immerhin bin ich nicht die einzige, der es so geht), kann ich leider die Antworten nicht umsetzen. Gerichtet hat es, wie schon so häufig, IT Imhof aus Aschaffenburg-Damm, die sich auch sonst prompt und kompetent um meinen Computer kümmern und die ich hier gern empfehle (www.it-imhof.de).

Inzwischen ist viel passiert: Aus einer vagen Idee ist ein Projekt geworden, dem ich mich 24 Stunden am Tag widmen könnte.

Vor Jahren, als wir noch mit der D-Mark bezahlt haben, hatte ich mein Manuskript schon einmal an mehrere Verlage geschickt. Damals war der überwiegende Tenor, dass nur noch veröffentlicht wird, was im Ausland schon ein Erfolg war. Heutzutage wird ohne Begründung abgesagt oder – aufgrund der großen Zahl eingereichter Manuskripte, so die einschlägigen Webseiten -, erst gar nicht geantwortet. Macht nix! Ich habe einen Plan B:

Selbst veröffentlichen.

Die Wikipedia erzählt mir etwas über Vanity-Projekte – schön, dann ist es eben ein Prestigeobjekt für meine Kinder.  Erst einmal muss einschlägige Literatur her.
„Mini-Verlag – Selbst ist der Verlag!“ von Manfred Plinke erklärt mir sehr anschaulich, was ich alles nicht will und worauf ich unbedingt achten sollte.
Also doch Amazon CreateSpace? Ein Buch dazu verspricht eine einfache Erklärung und tatsächlich ist die Anmeldung schnell erledigt, aber dann geht’s gleich los: Richtige ISBN-Nummer oder CreateSpace-Nummer? Es soll ein richtig richtiges Buch werden. 85 Euro sind schnell überwiesen und am übernächsten Tag kommt schon die Vorab-E-Mail der Agentur für deutsche Buchmarktstandards, zwei Tage später der komplette Brief. Strichcodes bestellen? Da war doch was auf der Rückseite von Büchern!
Nun geht’s ans Eingemachte:

Die Formatierung des Manuskripts zum Hochladen
in das Herstellungs- und Drucksystem.

Fangen wir mal mit den Kopf- und Fußzeilen an. Ein bisschen Ahnung habe ich, aber warum die Seitenzahl mit verschwindet, wenn ich über Kapitelüberschriften keine Kopfzeile haben will, ist mir schleierhaft. Irgendwie habe ich Word überlistet. Wie ist mir nicht ganz klar. Nun kommt die Silbentrennung. Automatische Silbentrennung ist katastrophal, weil sie Eigennamen mittrennt, also STR+ Z drücken und Wörter manuell trennen. Der Rhythmus ergibt sich schnell. Zeilenenden auf „au-“, „ih-“, oder „unwe-“ (das „sentlich“ in der nächsten Zeile ist glatt eine Offenbarung!) möchte ich nicht sehen, die klassischen deutschen Vorsilben sind aber in Ordnung. Bei 240 Seiten dauert es so seine Zeit …
Jetzt sind die „Hurenkinder“ dran. Ja, richtig gelesen! Hurenkinder sind die Ausgangs-zeilen eines Absatzes und sie dürfen nicht allein am Seitenanfang stehen. (Von der fehlenden Lobby für diese Gesellschaftsgruppe gar nicht zu sprechen! Immerhin erklärt die Wikipedia, dass sie auch „Witwen“ genannt werden, was aus dem Englischen übernommen wurde.) „Schusterjungen“ oder „Waisen“, die einsame Zeile am Seitenende, sind das Pendant dazu. Ich schaue einige deutsche und englische Romane durch, und während Schusterjungen durchaus vorkommen, sind Hurenkinder wohl tatsächlich absolut verpönt. Zunächst versuche ich es mit der Absatzkontrolle, doch das hat zum Ergebnis, dass der Text vor dem Seitenende aufhört, was ebenfalls in keinem der durchgeblätterten Romane vorkommt. Also muss ich mit der Silbentrennung arbeiten, damit sich hier und da eine Zeile dehnt, Text streichen oder eilige Neuschöpfungen kreieren, die über die erste Zeile hinausgehen. Das dauert noch länger …
Und Hurra! (Ironie) Ich habe denselben alten Fehler wieder gemacht und nicht bis zum Ende der „Gebrauchsanweisung“ für CreateSpace gelesen. Der Innenrand der gegenüber-liegenden Seiten muss ab 150 Seiten breiter sein.

Was muss ich nach der Randkorrektur tun?
a) die Silbentrennung neu durchlaufen lassen oder
b) die Seitenanfänge nacharbeiten.

Beide Antworten sind richtig. Auf ein Neues denn! Immerhin habe ich das mit der manuellen Silbentrennung jetzt besser drauf und nach zwei oder drei Stunden bin ich schon fertig …

Der Interior Reviewer von CreateSpace ist eine Klasse für sich. Gleich in mehrerlei Hinsicht. Es ist toll, von Seite zu Seite zu blättern, um einen realen Eindruck vom Innenleben meines Buches zu bekommen. An der Seite werden die drei Probleme aufgelistet, die die Online-Prüfung des Layouts erkannt hat. Ich habe einige Einstellungen bei der pdf-Umwandlung nicht beachtet, deshalb ist die Auflösung der Landkarte für den Druck zu niedrig. Außerdem haben sich die Ränder bei der Umwandlung verschoben. Bis auf die Karte und die Tabelle am Ende wurde es aber schon automatisch korrigiert. Okay, dann behebe ich das mal in der Word-Datei, die ich dann nachfolgend statt einer pdf-Datei hochlade. Letztere hätte wiederum das Lesen einer Anleitung erfordert.
Zwei Probleme, hm. Das erste ist tragisch, weil auf JEDER Seite. Der Innenrand ist zu schmal. Wenn 2,54 cm ein Zoll sind, ist er das aber nicht. Ich gebe dem Team das er-wünschte Feedback zu seiner Beta-Version mit dem Rat, die Minimumwerte zu erhöhen (hatte ich erwähnt, dass ich nebenberuflich Briefbeschwererin bin?). Und wo ich gerade so schön in Schwung bin, frage ich auch im Interesse eventueller anglophober Mitstreiter und Mitstreiterinnen, wie es mit einer deutschen Version wäre. Danach mache ich mich an die Neuverlegung von Silben und Hu… Witwen. Fehlerfreiheit ist schon längst nicht mehr garantiert – der Mausfinger hat einen Tremor! Ich gebe noch einmal 0,85 cm nach und …
noch ein Problem. Wieder die Karte und die Tabelle. Das mit der Karte habe ich schnell erledigt, bei der Tabelle klappt’s nicht und wieder nicht und …
Im sechsten Anlauf gelingt es dann.

Herzlichen Glückwunsch, Christie Ann! Sie können jetzt mit dem Cover weitermachen!

Mir schwant Böses!

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